Laves reiste viermal in dienstlichen Angelegenheiten nach London – 1816, 1826, 1830 und 1834. Hier legte er den königlichen Auftraggebern Umbaupläne zum Leineschloss vor. Bei den teils mehrwöchigen Aufenthalten erkundete er als Architekt und als Tourist London und seine Umgebung. Zudem erhielt er Einladungen von Adolph Friedrich, dem Herzog von Cambridge, der als Generalgouverneur von Hannover wirkte und zugleich Laves’s Vorgesetzter war. 1829 erwarb der Herzog ein Londoner Stadtpalais, das Cambridge House.
Mehrere Skizzenblätter dokumentieren das Interesse von Laves an den englischen Raumausstattungen und Möbeln des Herzogs. Vor allem verschiedene Sitzmöbel, aber auch Tische, Kaminelemente und Deckengestaltungen skizzierte er vor Ort als Gestaltungsmuster für anstehende Entwurfsaufgaben in Hannover. Für die Wohnstätten des Herzogs von Cambridge in Hannover entstanden vor allem Entwürfe für Stühle und Sessel nach englischem Vorbild.
Georg IV. (1762–1830)
König von Hannover, König von Grossbritannien und Irland
Vier Söhne König Georgs III. (1738–1820) waren von besonderer Bedeutung für die Geschicke des Königreichs Hannover und zugleich wichtige Auftraggeber für G. L. F. Laves.
Der älteste Sohn Georg vertrat ab 1811 als Prinzregent seinen regierungsunfähigen Vater in allen Ämtern und folgte ihm schließlich 1820 als Georg IV. auf dem Thron. 1814 ließ er auf dem Wiener Kongress die Erhebung des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg zum Königreich Hannover verkünden. Um dem neuen Status von Hannover Rechnung zu tragen, gab er die grundlegenden Planungen für den Umbau des Leineschlosses zum Residenzschloss bei Laves in Auftrag.
Bedingt durch die Personalunion zwischen dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg und Großbritannien regierte der König nicht in der Residenzstadt Hannover, sondern in London. Prinzregent Georg setzte daher 1816 seinen jüngsten Bruder Adolph Friedrich als General-Gouverneur in Hannover ein. 1821 fand der einzige Besuch Georgs IV. statt, aus dessen Anlass Laves das Herrenhäuser Schloss herrichtete.
Wilhelm IV. (1765–1837)
König von Hannover, König von Grossbritannien und Irland
Seinen dritten Sohn ernannte Georg III. zum Herzog von Clarence und St. Andrews. Nach dem Tod Georgs IV. bestieg er 1830 als Wilhelm IV. 65-jährig den Thron. Er legte wenig Wert auf Repräsentation und Prunk. Dennoch wurden unter seiner Regierung der Um- und Ausbau des Leineschlosses in Hannover vorangetrieben und die Ausstattung von Räumen im klassizistischen Stil abgeschlossen. Für die Regierungsgeschäfte in Hannover ernannte Wilhelm IV. seinen jüngeren Bruder Adolph Friedrich, den Herzog von Cambridge, zum Vize-König von Hannover.
1837 endete mit dem Tod Wilhelms IV. die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover, da die Thronfolgeordnung in Hannover Frauen ausschloss. In England kam Wilhelms Nichte Victoria und in Hannover sein jüngerer Bruder Ernst August zur Regierung.
Wilhelm lebte zusammen mit seiner Ehefrau Adelheid als Herzog von Clarence und St. Andrews 1818/1819 im hannoverschen Fürstenhof, mit dessen Umbau Laves zuvor betraut wurde. Die geplanten Baumaßnahmen wurden jedoch nur zu einem geringen Teil realisiert.
Adolph Friedrich (1774–1850)
Herzog von Cambridge
Der siebte Sohn König Georgs III. absolvierte zunächst eine militärische Ausbildung im Kurfürstentum, wurde 1801 Kommandant der Stadt Hannover, 1813 Militärgouverneur, 1816 Generalgouverneur und 1831 schließlich Vize-König von Hannover. Aufgrund seiner Freundlichkeit und Geselligkeit war er in Hannover sehr beliebt. Doch mit dem Tod Wilhelms IV. und dem Ende der englisch-hannoverschen Personalunion 1837 kehrte Adolph Friedrich nach England zurück. Sein älterer Bruder Ernst August bestieg als König von Hannover den Thron.
Adolph Friedrich bewohnte mit seiner Familie in Hannover das Palais an der Leinstraße, welches er durch Laves erweitern, um-bauen und neu ausstatten ließ. Speziell für dessen Ehefrau Auguste (1797–1889) entwarf Laves Sitzmöbel auch im chinoisen Stil.
Den Sommer verbrachte die herzogliche Familie im Schloss Monbrillant in Hannover, das Laves ab 1816 einrichtete. Für den Besuch der Pferderennen in Celle beauftragte der Herzog ihn mit Planungen für eine standesgemäße Unterkunft im Celler Schloss.
Ernst August (1771–1851)
König von Hannover
Der fünfte Sohn König Georgs III. absolvierte an der Universität Göttingen ein Studium generale, wurde 1799 zum Herzog von Cumberland ernannt und profilierte sich als erzkonservativer Parlamentarier im englischen Oberhaus. 1815 heiratete er seine Cousine Friederike von Mecklenburg-Strelitz (1778–1841). Das Paar lebte in London und Berlin.
Nach dem Ende der englisch-hannoverschen Personalunion 1837 wurde der 66jährige Ernst August König von Hannover. Er förderte den Um- und Ausbau Hannovers zu einer Residenzstadt, den Bau der Eisenbahn und initiierte 1843 die Errichtung des Opernhauses nach Entwürfen von Laves. Mit seiner Familie lebte er – nach dem Rückzug seines Bruders Adolph Friedrich – ebenfalls im Palais an der Leinstraße (Hauptwohnsitz), das ab 1837 durch Laves neu ausgestattet wurde.
Unter Ernst August wurden auch die Prunkräume im Leineschloss vollendet (1842), die Appartements im Celler Schloss ausgestattet (1839/1840) und das Jagdschloss Springe erbaut (1838–1842). Laves führte als Hofarchitekt bei allen Projekten die Aufsicht.