Friedrichswall 1 (ehem. Friedrichstraße), Hannover
Auftraggeber*innen
Georg Graf von Wangenheim (1780–1851) und seine Ehefrau Johanna (1786–1860)
Bauzeit 1829–1833
Innenausbau bis 1840, 1844 Anbau des Wintergartens
Wiederaufbau der Umfassungsmauern nach Zerstörung im II. Weltkrieg
Nachnutzung
1851–1861 Residenzpalais für König Georg V. und dessen Familie
1862–1956 Verwaltungsgebäude der Stadt Hannover,
seitdem Sitz des Niedersächsischen Wirtschaftsministeriums
Das Palais von Wangenheim ist nach seinem Bauherrn benannt. Dieser stand zunächst als Hofjunker, später als Schlosshauptmann und seit 1816 als Oberhofmarschall im Dienst König Georgs III. 1827 erhielt Laves den Auftrag für den Neubau eines Wohnhauses mit Innenausstattung.
Neben Wohn- und Arbeitsräumen befanden sich im Palais auch ein Speisesaal, ein Gesellschaftszimmer sowie ein über zwei Geschosse reichender Tanzsaal. Dieser war mit einem Kuppelgewölbe und einer Musikanten-empore ausgestattet. Die Wände wurden durch rhythmisch angeordnete Stuckmarmor-Pilaster gegliedert. Auch für die Privaträume entwarf Laves aufwendige Wandgestaltungen, Draperien und auch kunstvolles Mobiliar, vor allem aus Mahagoniholz. Nur ein Teil des beweglichen Inventars hat den II. Weltkrieg an anderen Orten überdauert.
Der ungewöhnlich hohe und zugleich breite Spiegel entstand für das Palais von Wangenheim. Auffallend ist der an der antiken Architektur angelehnte Aufbau: Sockel, tragende Stützen und ein Kranzgesims als oberer Abschluss. Der Farbkontrast wird bestimmt durch das rotbraune Mahagonifurnier und die großflächigen goldfarbenen Beschläge. Bemerkenswert ist die große, einst sehr teure und heute erneuerte Spiegelglasfläche. Dieser repräsentative Spiegel sollte mit zahlreichen weiteren Möbelstücken vom Wohlstand des Oberhofmarschalls von Wangenheim künden.
Pfeilerspiegel
G. L. F. Laves, 1830er-Jahre,
Nadelholz (Blindholz), Mahagoni (Furnier), Spiegelglas erneuert, Schmuckformen: vergoldeter Stuck und Bleizinn, vergoldet; Privatbesitz
Das kleine funktionale Möbelstück entstand für das Palais von Wangenheim. Als Vorlage für den Unterbau wählte Laves wohl Elemente eines antiken Sarkophags. Bemerkenswert sind die reichen Schmuckformen aus Metall und geschnitztem Holz. Das an sich zierliche Funktionsmöbel ist in seiner Gesamtwirkung sehr repräsentativ.
Nähtisch
G. L. F. Laves, 1830er-Jahre, Nadelholz (Blindholz), Mahagoni (Furnier), geschnitzt, Stoff, Beschläge: vergoldete Bronze; Privatbesitz
Bei diesem Interieur kann von einem Raumkunstwerk gesprochen werden, bei dem alle Teile gestalterisch aufeinander abgestimmt sind. Boden-, Wand- und Deckengestaltung, Mobiliar und textile Elemente entstanden nach Laves’ Entwürfen. Das Rotbraun der Mahagonimöbel steht im farblichen Kontrast zum Blau der üppigen Vorhänge und Draperien und des Runddiwans in der Nische. Das Kabinett befand sich in Ecklage des Erdgeschosses vom Palais Wangenheim. Der Fensterausblick zeigt das nah gelegene Leineschloss.
Arbeitszimmer
des Oberhofmarschalls
Georg Graf von Wangenheim (Detail)
wohl J. H. Wilhelm Kretschmer (1806–1897), nach 1843, Aquarell und Gouache; Privatbesitz