Schloss Herrenhausen

Herrenhäuser Straße 5, Hannover

Auftraggeber

Prinzregent Georg, der spätere König Georg IV. (1762–1830) 

Bauzeit 1818–1821
Planungen und Umbau des ab 1640 aus einem landesherrlichen Wirtschaftshof hervorgegangen Schlosses durch Laves zur Sommerresidenz 
2011/12 Rekonstruktion nach Zerstörung im II. Weltkrieg

Nachnutzung  
ab 1866 Leerstand
ab 1937 nach Renovierung Museum des Gesamthauses Braunschweig-Lüneburg
seit 2013 Tagungszentrum und Museum

Für den Besuch König Georgs IV. im Oktober 1821 hatte Laves das lange Zeit ungenutzte Schloss instand zu setzen. Die Veränderungen betrafen die klassizistische Überformung der Fassaden, die Neuanlage eines Vestibüls mit Kassettendecke, die Schaffung eines neuen Speisesaals durch Zusammenlegung zweier Räume im Obergeschoss sowie die Neuausstattung zahlreicher Wohn- und Repräsentationsräume. Für den Festsaal schuf der Architekt Wand- und Deckendekorationen mit symmetrisch angeordneten Gemälden dynastischen Inhalts in reicher Schmuckrahmung.

König Ernst August nutzte das Schloss ab 1837 für offizielle Anlässe, ließ Mobiliar anschaffen und im Dachgeschoss Wohnungen für Bedienstete einbauen. Die gesamte wandfeste Ausstattung ging im II. Weltkrieg verloren. Mehrere Möbelstücke, so Teile der Speisesaal-Ausstattung, haben sich jedoch erhalten und künden vom königlichen Wohnkomfort im Herrenhäuser Schloss um 1820.  

G. L. F. Laves, Schloss
Herrenhausen, Nordseite – Fotografie, um 1930; Landesamt für Denkmalpflege
Hannover

Das Möbel wurde genutzt, um Weinflaschen zu kühlen. Deshalb sind die Wände von innen mit Zinn ausgekleidet. Mit Eis gefüllte Behältnisse wurden nach Öffnen der Deckplatte von oben hineingestellt.
Der Weinkühler stammt – wie der Brandstempel belegt – aus dem Schloss Herrenhausen. Er wird zusammen mit der Anrichte und einem Tellervorwärmschrank, von dem sich ein Entwurf erhalten hat, Teil einer Speisesaalausstattung gewesen sein.

Weinkühler

G. L. F. Laves, 1835/1845, Nadelholz (Blindholz), Mahagoni (Furnier), Reste  einer Zinnauskleidung, Deckplatte       erneuert, Schmuckformen: Holz,      Zinkguss und Stuckmasse, allesamt    patiniert; Brandstempel: »HH« mit    Krone (Schloss Herrenhausen); Privat-besitz

Aufgrund eines Brandstempels lässt sich die Anrichte Schloss Herrenhausen zuordnen. Sie diente wohl in einem Speisesaal zum Anrichten von Speisen und zum Verwahren von Geschirr und Besteck. Der blockartige Möbelkörper mit gedrechselten Stützen zeugt von französischem Einfluss. Dagegen geht die durchbrochene Galerie oberhalb der Deckplatte auf englische Vorbilder zurück. Die Weinlaubkränze verweisen auch auf die Funktion für den Ausschank. Die Beschläge erinnern an patinierte antike Metallgegenstände.

Anrichte

G. L. F. Laves, 1835/1845, Nadelholz,    Eiche (Blindholz), Mahagoni (Furnier),
Schmuckformen: Holz, Zinkguss und Stuckmasse, patiniert; Brandstempel: »HH« (Schloss Herrenhausen) und »GR« (George Rex – König Georg IV.); Privat-besitz

Entwurf zu einem        Tellervorwärmschrank

G. L. F. Laves, 1820er-Jahre (?), 25,5 x 19,5 cm; StadtA, LN 6788

Dieser Schrank stammt aus dem Schloss Herrenhausen. Er stand in einem Nebenraum und bot aufgrund seiner Größe viel Stauraum. Die monumentale Gesamterscheinung, der geschlossene  Sockel, die Gliederung der Fläche durch Kassetten und die Ausbildung eines antiken Gebälks sind     typische Elemente des Empirestils. Andererseits ist das vom Sockel bis zum oberen Abschluss fort-geführte Mahagonifurnier, das die Flächen optisch zusammenfasst, ein Merkmal von Biedermeier-mobiliar.

Schrank

G. L. F. Laves zugeschrieben, nach 1822/24, Nadelholz (Blindholz),
Mahagoni (Furnier), Messingbuchsen,
Inventaretikett und Brandstempel: »HH« (Schloss Herrenhausen); Privatbesitz